Lebendige Antike 2024/25
Programm der Lebendigen Antike 2024/25 am Eichendorff-Gymnasium in Koblenz (Vortragsreihe der vhs Koblenz)
Alle Vorträge finden um 19.30 Uhr im Eichendorff-Gymnasium in Koblenz (56068; Friedrich-Ebert-Ring 26-30) statt. Eintritt: 5 Euro (nur Abendkasse!).
Kontaktadresse: Ralph Riefert (Tel: 02612935478)
6.11.2024: „Der Ausbruch des Vesuvs im Jahre 79 n. Chr. in der antiken Literatur" (Prof. Dr. Peter Riemer, Universität Saarbrücken)
Der Vesuvausbruch des Jahres 79 hat den Archäologen der Neuzeit manche Einblicke in das Alltagsleben der Antike beschert. In Pompeji und Herculaneum sind die Momente des Untergangs beider Städte in einer seltenen Präzision konserviert. Lange vor den Ausgrabungen konnte man immerhin schon die Berichte und Reflexionen verschiedener antiker Autoren lesen und sich ein Bild von dem Ablauf des Vesuvausbruchs und seiner Auswirkung auf die Region Kampanien machen.
In dem Vortrag werden die einzelnen Dokumente vorgestellt, allen voran der Brief des jüngeren Plinius über den Tod seines Onkels, der als kaiserlicher Flottenkommandant am Golf von Neapel stationiert war und die Katastrophe aus nächster Nähe betrachten wollte und dabei ums Leben kam. Es wird sich herausstellen, dass die Schilderung des Neffen (aus bestimmten Gründen) nicht mit modernen naturwissenschaftlichen Erkenntnissen übereinstimmt, sich aber gut in die Art der antiken römischen Berichterstattung einfügt. Auch die Datierung des Ausbruchs, der dem Pliniusbrief nach angeblich am 24.August stattgefunden haben soll, wird ein Thema sein. Die neuesten Erkenntnisse deuten auf den 24. Oktober hin.
E-Mail: p.riemer@mx.uni-saarland.de
20.11.2024: „Einhards Vita Karls des Großen und die karolingische Renaissance.“ (Dr. Erich Stiene, Universität Köln)
Die „Vita Karoli Magni“, die Lebensbeschreibung Karls des Großen (gestorben 814), um 830 verfasst von seinem Vertrauten Einhard, ist die erste Herrscherbiographie des Mittelalters. In Anlehnung an Suetons Kaiserbiographien zeichnet Einhard ein Bild, das von Sympathie geprägt ist, den Kaiser aber nirgends glorifiziert. Nach dem Urteil des Mediävisten Walter Berschin ist die „Vita Karoli“ zu einem Stück Weltliteratur aufgestiegen.
Der Vortrag wird im ersten Teil Inhalt und Wirkung der Vita herausstellen. Der zweite Teil soll der kaum zu überschätzenden Bedeutung von karls Bildungsreform gewidmet sein; sie führte das Lateinische wieder auf die schon verlorengegangene antike Norm zurück und schuf damit die nachhaltige sprachliche Grundlage für das Mittelalter und darüber hinaus.
E-Mail: ala91@uni-koeln.de
12.2.2025: „Die anatolischen Hieroglyphen – von den Schwierigkeiten, wiederentdeckte Sprachen und Schriften zu entschlüsseln. Mit einem Exkurs zur Sprache Trojas.“ (Prof. Dr. Elisabeth Rieken, Universität Marburg)
Nach einer kurzen Einführung darüber, was die möglichen Zugänge zur Entschlüsselung von Inschriften in ausgestorbenen Sprachen sein können (z.b. Bilinguen), folgt eine Beschreibung der Überlieferungssituation des Hieroglyphen-Luwischen (einer altanatolischen Sprache des zweiten vorchristlichen Jahrtausends)) und des jetzigen Standes seiner Entschlüsselung. Im Anschluss soll anhand eines Textbeispiels das Zusammenspiel von kombinatorischer und etymologisierender Methode dargestellt werden, das für die betreffende Textpassage zu einem deutlich verbesserten
Verständnis geführt hat. Den Abschluss bildet ein Exkurs zur „Sprache Trojas“ (einer Stadt, die Mitte des 2. Jahrtausends v. Chr. am Rand des Einflussbereiches des Luwischen lag), d.h. ein Überblick über die Sprachlandschaft Westkleinasiens und die Quellen und den Kenntnisstand über die Situation gegen Ende der Bronzezeit (um 1000 v. Chr.).
E-Mail: rieken@staff.uni-marburg.de
26.2.2025 „Pompeius, Vorbild, Schwiegersohn und Rivale Caesars.“ (Dr. Jörg Fündling, RWTH Aachen)
Gnaeus Pompeius Magnus (106-48 v. Chr.) war zu Lebzeiten ein Mann der Superlative: der jüngste politisch-militärische Senkrechtstarter der späten Republik, der Statthalter und Feldherr mit der längsten Erfolgsserie, der Neuerfinder der Landkarte im östlichen Mittelmeerraum und der Rekordhalter im strategischen heiraten. Länger als der 6 Jahre jüngere Cäsar, sein Schwiegervater und Endgegner, stand er im Mittelpunkt der Spekulationen, wer die Senatsherrschaft in Rom zementieren oder vernichten könnte. Ganz anders als Cäsar war Pompeius aber ein politischer Praktiker, der nicht nur siegen, sondern auch seine Siege verwalten konnte. Seine Regelungen blieben teilweise Jahrhunderte in Kraft und Caesars Erbe Augustus bediente sich großzügig bei Pompeius´Ideen, als er die Republik in eine Monarchie umbaute.
E-Mail: Joerg.Fuendling@rwth-aachen.de