Hoher Besuch, tiefe Fragen:

Die Theater-AG des Eichendorff adaptiert Dürrenmatts „Der Besuch der alten Dame“ (1956)

Güllen ist ein heruntergekommener Ort. Die große Vergangenheit liegt weit zurück, die Gegenwart ist trist. Selbst Züge halten hier kaum noch. Sehr willkommen ist von daher die Nachricht, dass Claire Zachanassian, eine steinreiche Frau mit biografischen Wurzeln in Güllen, ihrer alten Heimatstadt Güllen einen Besuch abstatten will. Doch während die Güllener Bevölkerung dabei auf finanzielle Hilfen hofft, hat Claire vor allem das Ziel, sich an ihrem ehemaligen Geliebten Alfred Ill zu rächen. Ihr unmoralisches Angebot lautet:  Eine Milliarde für Ills Tod. Der hohe Besuch wirft folglich tiefe Fragen auf: Fragen nach Liebe und Verrat, nach Vergangenheit und Gegenwart, nach dem Wert eines Menschenlebens, auf dessen Ende die ganze Stadt sehnlichst wartet.

Die Theater-AG unter der Leitung von Birgit Baumann hat Dürrenmatts Stück behutsam in die Gegenwart transportiert, was spürbar wird, wenn sich die Güllener nun am Kiosk „teure Bioprodukte“ leisten oder gar „ein E-Auto“ bestellen. Noch eindrucksvoller als das ist, wie mit einfachsten Mitteln bestes Theater entsteht, wenn etwa drei Darstellerinnen gutgelaunt mit großen Zweigen „Bäume“ und einen Wald samt Reh darstellen.  Am meisten jedoch beeindruckte die unbändige Spielfreude der jungen Darstellerinnen und Darsteller, die stufenübergreifend aus den Jahrgangsstufen 6 bis 13 kamen. Für ihr großes Engagement erhielten sie langanhaltenden, tosenden Applaus.